Auftanker 21.06.2024
„Das Tal singt“ – was für ein wunderbarer Titel. 23 Gesangsduos und 2 Chöre singen am Samstag, 22. Juni, an 11 verschiedenen Orten in der Zeit zwischen 12 und 15 Uhr, so z. B. in der CityKirche, der Sophienkirche, dem von-der-Heydt-Museum, dem Loch oder der Insel (überm Café Ada). Und die Menschen können einfach kommen und zuhören, kostenlos, und von Ort zu Ort wandern.
Singen – „wes das Herz voll ist, des geht der Mund über“ (Matthäus 12,34 und Lukas 6,45) . Ja, das Herz muss beim Singen dabei sein. Das Mitempfinden des Gesungenen bringt die Tiefe des Klangs. Aber: wessen Herz ist jetzt gerade voll? Wessen Herz überfließt gerade so sehr, dass er/sie sich durch Singen Luft verschaffen muss? Mir scheint, nur wenige Menschen. Zu sehr lasten die Probleme der Welt und die Sorgen des Alltags auf jedem einzelnen. Und da tut es gut, sich z. B. bei den Künstlerinnen und Künstlern von „Das Tal singt“ anstecken zu lassen. Von ihrer Freude am Singen, von ihrem Können, von ihrer Interpretation, von ihrem überfließenden Herz.
Nicht, um die Probleme und Sorgen zu überdecken. Aber um von ihnen einmal auszuruhen, Abstand zu nehmen, Kräfte zu sammeln, um dann so gestärkt sich mancher Lösung zuzuwenden. Und dann ist vielleicht auch wieder eigenes Singen möglich. Froh. Befreit. Hoffnungsvoll.
Freilich – Jesus verwendet diesen Satz in der Übersetzung von Martin Luther im Matthäus- und im Lukasevangelium jeweils im Gespräch mit Menschen, die ihn anzweifeln, Menschen, die auch Böses im Sinn haben. Auch ihr Mund geht dann vom Bösen über und wird am Ende ihrer Tage ihr Urteil sein. Aber im heutigen Sprachgebrauch wird das überfließende Herz, das sich durch Worte Raum verschaffen muss, nur für das überfließende Gute verwendet. Und das ist gut so. Singt gemeinsam, sprecht zusammen, tauscht euch aus, seid im Kontakt miteinander über das Gute und Schöne und Hilfreiche und Hoffnungsvolle.
Ein gesegnetes Wochenende wünscht euch
Johannes Nattland